Alles über das 10 Tage Vipassana Retreat

Zehn Tage lang schweigen und mindestens zehn Stunden am Tag meditieren – Das ist die Essenz des zehntägigen Vispassana Retreats, das Interessierte mittlerweile in zahlreichen Ländern weltweit besuchen können.

Die Motive und Erwartungen, an einem zehntägigen Vipassana-Retreat teilzunehmen, sind ganz unterschiedlich. Eines erhoffen sich jedoch die meisten von diesem Meditations-Retreat: ein erfüllteres, glücklicheres und gelasseneres Leben. Tatsächlich ist das Ziel dieser uralten Achtsamkeits-Meditation ein von Leid befreites Leben. Doch kann man das in nur zehn Tagen erreichen?

In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über das zehntägige Vipassana Schweigeretreat wissen musst!

Vipassana Retreat: Konkreter Ablauf

In dem zehntägigen Retreat, das du in ganz verschiedenen Ländern rund um den Globus besuchen kannst, gibt es einen strikten Tagesablauf, der tagtäglich minutiös wiederholt wird. Er sieht folgendermaßen aus:

  • 4 Uhr: Morgen-Glocke, aufstehen
  • 4.30 Uhr bis 6.30 Uhr: Meditieren im Zimmer oder Meditationssaal
  • 6.30 Uhr bis 8 Uhr: Frühstückspause
  • 8 bis 9 Uhr: Gruppenmeditation im Meditationssaal
  • 9 bis 11 Uhr: Meditieren im eigenen Zimmer oder Meditationssaal
  • 11 bis 12 Uhr: Mittagspause
  • 12 bis 13 Uhr: Ausruhen, ggf. Gespräche mit den Meditations-Lehrern
  • 13 bis 14.30 Uhr: Meditieren im Saal oder im eigenen Zimmer
  • 14.30 bis 15.30 Uhr: Gruppenmeditation im Meditationssaal
  • 15.30 bis 17 Uhr: Meditieren im Zimmer oder Meditationssaal
  • 17 bis 18 Uhr: Abendpause
  • 18 bis 19 Uhr: Gruppenmeditation im Saal
  • 19 bis 20.15 Uhr: Lehrer-Vortrag im Saal
  • 20.15 bis 21 Uhr: Gruppenmeditation im Saal
  • 21 bis 21.30 Uhr: Fragen & Antworten mit den Lehrern
  • 21.30 Uhr: Schlafen gehen, Lichter aus

Vipassana Retreat: Grundregeln für sittliches Handeln

Neben dem strengen Tagesplan müssen die Teilnehmer während des zehntägigen Vipassana Retreats folgende Regeln einhalten:

  • Kein lebendes Wesen töten (vegetarische Ernährung)
  • Nicht stehlen
  • Enthaltung jeglicher sexueller Aktivität
  • Nicht lügen
  • Keine Rauschmittel jeglicher Art

Für „alte“ Schüler ab der zweiten Teilnahme gilt außerdem:

  • Nach 12 Uhr mittags nichts mehr essen
  • Auf Körperschmuck verzichten
  • Nicht in übertrieben weichen oder luxuriösen Betten schlafen

Die Einhaltung dieser Regeln soll den Geist beruhigen. Es ist die grundsätzliche Voraussetzung, um beim Meditieren und folglich der Selbstbeobachtung Fortschritte zu machen.

Spezielle Regeln während des Vipassana Retreat

Während die Grundregeln für sittliches Handeln eher allgemeine Regeln sind, die im Idealfall auch im Alltag befolgt werden sollten, gibt es weitere Regeln, die speziell für das Retreat gelten:

  • Noble Stille: Jede Form der Kommunikation – einschließlich Körpersprache, Augenkontakt und schriftliche Nachrichten – sowie jeglicher Kontakt zur „Außenwelt“ ist bis zum 10. Tag des Kurses verboten
  • Auf jede Form der sinnlichen oder intellektuellen Unterhaltung wird verzichtet, also etwa Lesen, Musikhören, Schreiben und natürlich das Internet. Damit das leichter fällt, übergeben die Teilnehmer zu Beginn des Kurses alle Bücher, Schreibmaterialien, Handys, Tablets, Laptops und andere elektronische Geräte an die Koordinatoren.
  • Verzicht auf Sport sowie andere spirituelle Praktiken, wie zum Beispiel Hatha Yoga oder andere Meditationstechniken
  • Die Kursteilnehmer verpflichten sich, während der zehn Tage das Gelände nicht zu verlassen und den Kurs nicht vorzeitig abzubrechen.
  • Frauen und Männer sind streng voneinander getrennt und können sich auch nicht sehen.
  • Absolute Bewegungslosigkeit: Ab dem vierten Tag sollen die Teilnehmer während der Gruppensitzungen – also dreimal eine Stunde täglich – absolut regungslos meditieren. Das bedeutet, eine Stunde lang drei mal pro Tag wirklich absolut bewegungslos dazusitzen – ohne mit dem kleinen Finger zu zucken oder die Augen zu öffnen.

Alles, was über das 10-tägige Vipassana Retreat wissen musst

Unterbringung beim 10 Tage Vipassana Retreat

Die Unterbringung kann je nach Ort, den du dir für dein zehntägiges Vipassana-Retreat aussuchst, ganz unterschiedlich sein. An manchen Orten gibt es richtige Vipassana Zentren, die extra für die Retreats erbaut wurden. An anderen Orten mietet die Organisation geeignete Räumlichkeiten an, die dann für die Vipassana Retreats genutzt werden. Weltweit gibt es 170 Vipassana Zentren und ca. 129 andere Kursorte. Ich habe das Vispassana Retreat beispielsweise in einem Jugendzentrum in der Nähe der spanischen Hauptstadt Madrid gemacht, welches für das Vipassana Retreat angemietet wurde. Prinzipiell strebt die Organisation jedoch an, die Kurse hauptsächlich an eigens dafür gebauten Zentren durchzuführen. Mit der Hilfe von Spendengeldern sollen nach und nach mehr Zentren entstehen.

Strenge Geschlechtertrennung 

Prinzipiell werden die Geschlechter während des zehntägigen Vipassana Retreats streng voneinander getrennt. Das bedeutet, es gibt zwei Meditationssäle, zwei Essenssäle und natürlich auch getrennte Bäder sowie Schlafsäle. Die Teilnehmer des zehntägigen Vipassana Retreats übernachten in der Regel in Mehrbettzimmern von ca. vier bis zehn Betten mit anderen Kursteilnehmern des gleichen Geschlechts. Bei den angemieteten Räumlichkeiten werden die Räume ggf. mit einem Sichtschutz getrennt, sodass Frauen und Männer sich während des Vipassana Retreats nicht sehen.

Wozu das Ganze? 

So wie Sport unseren Körper fit hält, soll Meditieren unseren Geist trainieren. Es geht darum, den Geist unter Kontrolle zu bringen und sich eigene Gedankenmuster, Routinen und Gefühle bewusst zu machen. Das ist die vielleicht lohnendste Sache, die wir machen können, um uns vom Leiden zu befreien.

Das primäre Ziel der Vipassana Meditation – genau wie jeder anderen Meditationstechnik auch – ist also ein vom Leid befreites Leben. Letztlich geht es um nichts weniger, als die spirituelle Befreiung oder Erleuchtung zu erlangen.

Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Ein merkbar glücklicheres und erfüllteres Leben kann aber schon nach wenigen Wochen oder Monaten der Vipassana Praxis durch folgende Effekte erreicht werden:

  • Größere Achtsamkeit
  • Höhere Konzentrationsfähigkeit
  • Mehr Gelassenheit
  • Stärkere Selbstkontrolle
  • Gleichmut (die Akzeptanz, dass alles Sein unbeständig ist und das damit verbundene Loslassen von Anhaftung und Abneigung)
  • Gefühl von innerem Frieden
  • Eigene Gedankenmuster und Gefühle werden bewusster und können losgelassen werden, statt sich ihnen (unbewusst) hinzugeben

Wie du vielleicht schon ahnst, kannst du das alles nicht in zehn Tagen erreichen. Um wirklich in den Genuss all dieser positiven Effekte zu kommen, muss die Vipassana Meditationstechnik über einen langen Zeitraum täglich ausgeführt werden – empfohlen werden eine Stunde morgens und eine Stunde abends. Das klingt nach sehr viel. Wenn man aber bedenkt, dass die beharrliche Meditationspraxis das Schlafbedürfnis erheblich reduzieren kann, ist es durchaus machbar.

Regelmäßig praktizieren!

Das zehntägige Vipassana Retreat ist ein wunderbarer Impuls und Einstieg in diese Meditationstechnik. Doch das allerwichtigste kommt erst danach: dranbleiben! Wenn du dich wirklich mit Leib und Seele für diesen Pfad entscheidest, solltest du neben deiner täglichen zweistündigen Meditations-Praxis auch mindestens einmal pro Jahr ein zehntägiges Schweige-Retreat besuchen. Auch längere Retreats (bis zu 60 Tage) sind möglich. So vertiefst du deine Praxis über die Jahre immer weiter und kannst immer mehr von den positiven Effekten profitieren.

Meditations-Effekte wissenschaftlich nachweisbar 

Übrigens handelt es sich bei den positiven Effekten nicht um bloße Behauptungen oder subjektive Erfahrungsberichte, sondern um messbare Fakten. Wissenschaftliche Studien im Bereich der Hirnforschung haben Veränderungen neuronaler Verknüpfungen bei Langzeit-Meditierenden nachgewiesen. Dabei stellte man beispielsweise fest, dass die für das Empfinden von Glück zuständige Gehirnregion bei Langzeit-Meditierenden besonders aktiv ist – und zwar nicht nur während der Meditations-Praxis, sondern auch im Alltag. Ebenso gilt als wissenschaftlich bewiesen, dass Meditieren ein wirksames Mittel gegen Stress, Burnout, Depressionen und Angstzustände ist.

Vipassana Meditation Technik

Die Vipassana Meditation gilt als eine der ältesten Meditationstechniken Indiens. Mit ihr soll Buddha höchstpersönlich unter der Pappelfeige die Erleuchtung erlangt haben. Es ist eine buddhistische Praxis, die aber an keine Religionszugehörigkeit gebunden ist und auch von Nicht-Buddhisten geübt und gelehrt wird. Vipassana stammt aus der mittel-indischen Sprache Pali und bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie sind –  und nicht, wie wir sie gern hätten. Seit 1969 wurde die Technik hauptsächlich von dem kürzlich verstorbenen Burmesen S.N. Goenka in Indien gelehrt. Er bildete zahlreiche Vipassana Lehrer aus, die die Technik heute in der ganzen Welt unentgeltlich unterrichten.

Atem-Meditation: Konzentration des Geistes

Während der ersten drei Tage praktizieren die Teilnehmenden ausschließlich das sogenannte „Samma Samadhi“, mit dem Ziel die Konzentrationsfähigkeit des Geistes zu vergrößern. Bei dieser Meditationstechnik konzentrierst du dich ausschließlich auf den Atem. Drei Tage lang. Etwa 10 Stunden pro Tag.

Dabei achtest du genau darauf, wie der Atem beim Einatmen in deinen Körper strömt, wie er durch deinen Körper wandert und ihn schließlich wieder verlässt. Du nimmst wahr, wie sich beim Einatmen der Brustkorb und die Bauchdecke hebt und beim Ausatmen wieder senkt. Du beobachtest, wie kalte Luft in deinen Körper gelangt und ihn als warme Luft wieder verlässt. Der ganze Vorgang des Atmens wird so genau wie möglich beobachtet und dabei jedes noch so kleine Detail wahrgenommen. Du spürst, wie der Atem jede Zelle deines Körpers mit Sauerstoff versorgt und lässt beim Ausatmen alles Alte, Verbrauchte, nicht mehr Benötigte los.

Durch diese Technik lernst du mit der Zeit, deinen Geist auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Wenn du dich wirklich vollständig auf deinen Atem konzentrierst, kannst du nicht über Vergangenes nachdenken oder Zukünftiges planen. Die Technik ist nicht nur ein wunderbares Achtsamkeits-Training, sie befreit deinen Geist auch von Altlasten, sodass du dein Leben frisch und befreit angehen kannst.

Es ist jedoch alles andere als einfach, sich nur auf den Atem zu konzentrieren, statt der üblichen Sucht nach Gedanken zu frönen und ihnen achtlos nachzuhängen. Gerade am Anfang wirst du feststellen, dass es dir kaum gelingt, nur einige Sekunden bei der Sache zu bleiben. Kaum hast du dich auf deinen Atem fokussiert, ist dein Geist schon wieder ganz woanders hingewandert. Manchmal merkst du erst Minuten später, dass du dich schon wieder völlig in deinen Gedanken verloren hast. Mit der Zeit wird es dir schneller auffallen. Das wichtigste ist: Verurteile dich nicht dafür. Du kannst sicher sein: So gut wie jedem der Kursteilnehmer geht es ganz genauso. Es ist absolut normal. Sobald du also merkst, dass du mit deinen Gedanken abgeschweift bist, gehst du einfach wieder zurück zum Atem und konzentrierst dich darauf – ohne Ärger, Schuldgefühle und andere negative Gefühlen. Du wirst sehen, dass mit der Zeit die Abstände zwischen Fokus auf den Atem und dem Aufkommen von Gedanken immer größer werden und genau das ist auch das Ziel dieser Meditationstechnik.

Body Scan: Gefühle im gesamten Körper erfahren

Ab dem vierten Tag lernen die Teilnehmer dann die eigentliche Vipassana Meditations-Technik. Während man sich in den ersten drei Tagen nur auf den Atem, also hauptsächlich den Nasenbereich und die Atemwege, fokussiert, spürt man nun in den gesamten Körper hinein.

Dabei scannst du sozusagen deinen ganzen Körper von Kopf bis Fuß. Du fängst ganz oben auf der Kopfhaut an und schaust, ob du eine Empfindung wahrnimmst und was das für eine Sensation ist (Kribbeln, Ziehen, Spannung, Wärme, Kälte etc.) Wenn du etwas wahrnimmst, gehts du weiter zum nächsten Teil, beispielsweise der Stirn, dem Hinterkopf oder den Ohren. Stück für Stück scannst du dich so durch deinen gesamten Körper, ohne einen Teil auszulassen, bis du schlussendlich bei den Fußspitzen angelangst.

In der Regel nimmst du allein durch die Konzentration auf ein bestimmtes Körperteil ein Kribbeln, Wärmegefühl oder Ähnliches in diesem Bereich wahr. Sollte nichts passieren, fokussierst du deine Aufmerksamkeit für ca. ein bis zwei Minuten auf diesen Bereich und machst dann weiter, indem du deine Aufmerksamkeit auf den nächsten Bereich richtest. Irgendwann hast du deinen gesamten Körper gescannt und du wirst vermutlich ein angenehmes, warmes Kribbeln im ganzen Körper empfinden. Nun beginnst du wieder von vorn.

Ob eine Empfindung auftaucht oder nicht, ist nicht wichtig. Es geht darum, gleichmütig zu beobachten. Dadurch sollst du folgendes Naturgesetz wortwörtlich am eigenen Leib erfahren: Alles auf dieser Welt ist vergänglich und daher lohnt sich weder Anhaftung noch Aversion gegen irgendetwas. Statt dich gegen irgendetwas zu wehren oder danach zu gieren, kannst du es einfach wahrnehmen, wie es ist. Alles kommt und geht. Wir müssen auf die Ereignisse des Lebens nicht reagieren, sondern können sie gleichmütig beobachten.

Anicca – Das Wissen um die Vergänglichkeit am eigenen Körper erfahren

Nichts ist von Dauer, alles kommt und vergeht einmal. Mit unserem Kopf können wir diese einfache Wahrheit leicht begreifen. Doch das Wissen im Kopf bringt sehr wenig und deshalb leiden wir. Wir wissen natürlich, dass alles wieder vergeht. Trotzdem leiden wir unendlich, wenn wir schlechte Erfahrungen machen oder negative Gefühle wahrnehmen, als würden sie nie wieder vergehen.

Bei einem zehntägigen Vipassana Retreat geht es nun darum, diese einfache Wahrheit im tiefen Inneren zu verstehen, indem wir sie am eigenen Körper erfahren. Das Wissen soll in jede Zelle unseres Körpers sickern, unser Erleben transformieren und dadurch auch das Verhalten nachhaltig verändern. Nur, wenn du auf einem wirklich tiefen Level begreifst, das alles einmal vergeht, kannst du loslassen. Du haftest nicht mehr an die guten Momente an und unterdrückst oder verdrängst die schlechten nicht.

Egal ob etwas Wünschenswertes oder etwas Unerwünschtes auftritt – beim Vipassana geht es darum, die Dinge gleichmütig zu beobachten.

Das kannst du zum Beispiel trainieren, indem du dich nicht kratzt, wenn während der Meditation irgendwo ein Juckreiz auftritt (was garantiert passieren wird). Versuche das Gefühl weder als gut noch schlecht zu kategorisieren und warte einfach bis es vorbei ist, statt darauf zu reagieren. Wenn das Bein anfängt zu schmerzen, ändere nicht gleich die Position, sondern beobachte das Gefühl möglichst gleichmütig. Du wirst feststellen, dass viele Gefühle nach ein paar Sekunden wieder verschwinden. Und manche Empfindungen fühlen sich vor allem deshalb so schlecht an, weil wir sie sofort als schlecht bewerten. Dadurch trainierst du deinen Geist, auch im Alltag gleichmütig und gelassen zu bleiben, statt immer auf alles zu reagieren.

Das Ziel ist letztlich, im Hier und Jetzt zu leben, anstatt gegen das, was gerade passiert, anzukämpfen.

Im Prinzip geht es also darum:

  • Beobachten
  • Nicht beurteilen (Ereignisse nicht in gut und schlecht einteilen)
  • Sich folglich nicht gegen den Moment – also die Realität, das Einzige, was existiert – zu sträuben
  • Die Realität so sehen, wie sie ist und zwar in einem gelassenen, entspannten, gleichmütigen Zustand

Kosten 

Die Vipassana Kurse sind prinzipiell kostenlos, Spenden sind jedoch erwünscht und notwendig, um zukünftige Kurse zu finanzieren. Selbst für Unterkunft und Verpflegung während der zehn Tage musst du nichts zahlen, wenn du es nicht möchtest. Du wirst am Ende des Retreats um eine Spende gebeten, die deinen persönlichen Nutzen, den du aus dem Retreat ziehst, widerspiegeln sollte. Die Vipassana Retreats und Zentren finanzieren sich komplett durch Spenden von Menschen, die den Nutzen der Meditations-Technik erfahren haben und anderen Menschen diese Erfahrung ebenfalls ermöglichen wollen.

Wo kann ich ein zehntägiges Vipassana Retreat machen?

Laut der offiziellen Webseite der Vipassana Vereinigung gibt es mittlerweile 170 Vipassana-Zentren auf der ganzen Welt sowie 129 weitere Kursorte (angemietete Räumlichkeiten), davon:

  • 1 Zentrum und 20 andere Kursorte in Afrika
  • 20 Zentren und 40 andere Kursorte in Amerika
  • 127 Zentren und 24 andere Kursorte in Asien
  • 14 Zentren und 42 andere Kursorte in Europa
  • 8 Zentren und 3 andere Kursorte in Ozeanien

Du kannst das zehntägige Vipassana Retreat also wirklich überall auf der Welt machen und es beispielsweise mit einem Urlaub verbinden. In Deutschland gibt es ein Vipassana Zentrum im sächsischen Triebel sowie drei weitere Kursorte in Bayern (Hausham), Baden-Württemberg (Bad Würzach) und Niedersachsen (Meppen).

Tipps zur Vorbereitung auf das Vipassana Retreat

Bevor du dich auf den zehntägigen Meditationsmarathon einlässt, solltest du das Meditieren natürlich zumindest vorher ausprobieren und das am besten über einen längeren Zeitraum hinweg. Wichtig ist vor allem die tägliche Praxis: Also lieber täglich 10 Minuten meditieren, statt einmal die Woche zwei Stunden lang. Dann bekommst du auch eine Ahnung davon, ob du das zehntägige Schweige-Retreat durchhalten kannst und ob es dir überhaupt etwas bringen könnte.

Außerdem musst du dich natürlich für zehn Tage vollkommen frei von jeglichen Verpflichtungen machen können, denn du darfst weder sprechen noch irgendwelchen Kontakt zur „Außenwelt“ haben. Das mag für viele ein erhebliches Hindernis sein. Aber es lohnt sich, denn auf einem solchen Retreat kannst du wirklich mal 100 Prozent abschalten und ein echtes „Digital Detox“ machen.

Du solltest dir deshalb auch einen Zeitpunkt aussuchen, an dem du besonders gut zur Ruhe kommen kannst. Viele Menschen absolvieren das zehntägige Vipassana Retreat beispielsweise am Ende des Jahres, da dann das Geschäftsjahr so gut wie abgeschlossen ist und sie im Kopf am freisten sind. Wenn dir während des Retreats ständig irgendwelche ToDo’s, Sorgen und Pflichten durch den Kopf kreisen, ist das nicht sehr förderlich. Deshalb ist es auch besser, das Vipassana Retreat nicht direkt am ersten Urlaubstag zu starten, sondern lieber vorher schon ein paar Tage freizumachen.

Meine wichtigsten Tipps: 

  • Sage allen Verwandten und engen Freunden Bescheid, dass du in diesen zehn Tagen überhaupt nicht erreichbar bist.
  • Sobald du dich für ein Retreat angemeldet hast (das musst du in der Regel drei Monate vorher machen), meditiere täglich mindestens 10 Minuten zur Vorbereitung auf das Retreat, wenn möglich natürlich länger und am besten morgens und abends. Wichtig ist vor allem, dass du es täglich machst.
  • Stelle deine Ernährung in der Zeit vor dem Retreat um: Ernähre dich (hauptsächlich) vegetarisch, iss viel frisches Obst und Gemüse, nimm viel Flüssigkeit in Form von stillem Wasser und ungesüßten Tee zu dir, iss abends weniger und lass ab und zu das Abendessen ganz ausfallen.
  • Reduziere Rausch- und Suchtmittel wie Zigaretten, Koffein, Alkohol, Drogen etc. Am besten ist natürlich, du lässt sie ganz weg. Das zehntägige Vipassana Retreat ist ein große Chance, diverse Süchte loszuwerden.
  • Probiere mal aus, einen ganzen Tag lang zu schweigen. Wenn es dir gefällt, kannst du es zum Bespiel jeden Sonntag vor dem Retreat machen – und vielleicht auch danach. Wenn dir ein Tag zu viel ist, kannst du auch einfach nur ein paar Stunden pro Tag schweigen, zum Beispiel immer abends zwischen 20 und 22 Uhr oder morgens zwischen 6 und 8 Uhr. Du musst natürlich wach sein;) Die spirituelle Praxis des Schweigens heißt Mauna und hilft dabei, den Verstand zu beruhigen.

Zu dem Vipassana Retreat brauchst du nichts mitzubringen, außer bequemer Kleidung, einem offenen, möglichst wachen Geist, viel freier Zeit und möglichst wenig gedanklichem Gepäck, damit du dich nicht ablenken lässt. Meditationskissen gibt es vor Ort. Ich würde außerdem Schreibzeug mitnehmen, um Gedanken, Gefühle und Einsichten während des Vipassana Retreats festzuhalten, auch wenn das eigentlich verboten ist.

Kritik an dem zehntägigen Vipassana Retreat

Doch eignet sich das Vipassana Retreat tatsächlich für jeden? 

Natürlich gibt es auch einige Kritik an dem zehntägigen Vipassana Retreat, die man vorher mal gehört haben sollte. Kritisiert werden insbesondere folgende Punkte:

  • Das strikte Reglement der Kurse
  • Der Kommunikationsstopp nach außen
  • Hohe Belastung für Meditationsanfänger, doch die Kurse sind offen für alle ohne vorherige Eignungsprüfung
  • Die radikale Reduktion von Außenreizen und Konzentration auf sich selbst kann viele überfordern, ohne dass sie sich dessen vorab bewusst sind
  • Evtl. Gefahr bei fehlender psychischer oder körperlicher Gesundheit, dies wird vorher nicht überprüft, die Teilnehmerin muss lediglich eine Erklärung unterschreiben, dass sie physisch und psychisch gesund ist
  • Unrealistische Hoffnungen psychisch kranker Menschen, die Technik können ihre Krankheit heilen
  • Auch wenn die Technik nicht an eine bestimmte Religionszugehörigkeit gebunden ist, werden insbesondere in den abendlichen Vorträgen des Vipassana Gurus S.N. Goenka, die vom Band abgespielt oder als Video gezeigt werden, die buddhistischen Lehren und Vorstellungen teilweise stark gepriesen und als alleinige Wahrheit und Weg zum Glück dargestellt. Teilweise entsteht der Eindruck, dass anderen Religionen und vor allem das „rationale Denken“ abgewertet werden.
  • Während der Vorträge gibt es keine Möglichkeiten, Fragen zu stellen bzw. das Gehörte kritisch zu diskutieren. Der Austausch mit den Lehrern beschränkt sich auf konkrete Fragen zur Meditationstechnik.

Ich würde prinzipiell sagen, du solltest es einfach ausprobieren und für dich selbst die Antworten finden, wenn du dich in irgendeiner Form zu einem Vipassana Retreat hingezogen fühlst. Mir hat das Retreat viele Einsichten auf einer wirklich tiefen Ebene gebracht, die meinen weiteren Lebensweg beeinflusst haben. Auch wenn ich diese Technik nicht weiterverfolgt habe, da ich im Anschluss mehrere Monate durch Südamerika gereist bin und es nicht geschafft habe, die Praxis in meinen Alltag zu integrieren, hat mir das Ganze viel gebracht. Auch wenn ich heute eine andere Meditationstechnik praktiziere, möchte ich diese intensive Erfahrung beim zehntägigen Vipassana Retreat keinesfalls missen und würde ein solches Retreat auch noch mal wiederholen.

Anmeldung

Anmelden kannst du dich auf der offiziellen Website der Vipassana Vereingung. Dort kannst du die geplanten Kurse für das nächste Jahr für  jeden beliebigen Kursort einsehen. Anmeldungen sind immer ab drei Monate vor Kursbeginn möglich. Du musst schnell sein, da sich die Kurse gerade für neue Teilnehmerinnen immer sehr schnell füllen. Wenn du dich für ein bestimmtes Retreat interessierst, schreibst du dir am besten das Datum und die Uhrzeit auf, an dem die Anmeldung öffnet. Dann besuchst du die Website genau zu diesem Zeitpunkt und meldest dich an. Du wirst dann per E-Mail informiert, ob die Anmeldung erfolgreich war oder ob du auf der Warteliste gelandet bist. Per E-Mail bekommst du dann auch alle weiteren Informationen zum Retreat, der Anreise etc. Für Kurse innerhalb der nächsten drei Monate wirst du in der Regel keinen Platz mehr bekommen, da diese sich wie gesagt meist schon kurz nach der Öffnung für die Anmeldung füllen. Etwas leichter ist es für Teilnehmerinnen, die schon zum wiederholten Mal dabei sind. „Alte“ Schüler bekommen meist leichter einen Platz, da die Nachfrage etwas geringer ist.

Fazit 

Ein zehntägiges Vipassana Retreat lohnt sich meiner Meinung nach auf jeden Fall, um tiefe Erkenntnisse über das Leben und sich selbst zu gewinnen und sie auf einer tieferen Ebene als nur mit dem Kopf zu begreifen. Wer danach noch weiter dran bleibt, wird zweifelsohne ein gelasseneres, glücklicheres und erfüllteres Leben führen.

Leider ist das gar nicht so leicht, wie es sich erstmal anhört. Es braucht ein hohes Maß an Disziplin, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, alte Muster, Süchte und vermeintliche Vergnügungen loszulassen. Allerdings ist die Vipassana Meditation sicher nicht der alleinige Pfad zum Glück und zur Erleuchtung, sondern nur einer von vielen. Ob es deiner ist, findest du am besten auf einem zehntägigen Vipassana Retreat heraus. Außerdem ist es ein wunderbarer Einstieg in die regelmäßige Meditationspraxis – unabhängig davon, für welche Meditationstechnik du dich im Anschluss entscheidest und ob du wirklich zwei Stunden täglich oder weniger meditierst.

Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass das zehntägige Vipassana Retreat wirklich die Hardcore-Variante ist. Es gibt sicherlich andere Meditations- und Yoga Retreats, die dir weniger abverlangen und als Einstieg sicher etwas softer sind. Andererseits ist das Vipassana Retreat eine wirklich intensive Erfahrung, bei der du sehr viel mitnehmen kannst. Natürlich kannst du das Vipassana Retreat auch vorzeitig abbrechen, das ist jedoch absolut nicht sinnvoll. Wenn du dich einmal dafür entschieden hast, solltest du es auch bis zum Ende durchziehen, egal, wie hart es zwischenzeitlich ist.

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