Ein Plädoyer für langsames Reisen

Warum langsames Reisen viel erfüllender ist und dich persönlich wachsen lässt

Immer mehr Reisenden erkennen, wie viel sie unterwegs verpassen, wenn sie hektisch von einem Ort zum nächsten hetzen. So ziemlich jeder Travel Blogger und Langzeitreisende predigt das langsame Reisen. Doch wieso sollten wir eigentlich langsam reisen und was haben wir davon? Hier sind 11 gute Gründe, warum sich langsames Reisen lohnt.

1. Das Hamsterrad verlassen

Langsames Reisen ist eine bewusste Alternative zu einer Welt, die im Fast-Forward-Modus zu stecken scheint. Es wird immer deutlicher, dass der „Schneller ist besser“-Wahn nicht nur unserem Planeten schadet, sondern auch uns und unserer Gesundheit. Wir arbeiten hart, um schnelle Technologien zu erfinden, die Zeit sparen sollen. Doch ironischerweise erscheint unser Leben viel stressiger als das vorheriger Generationen.

Vielleicht lohnt es sich also, den Glauben, dass schneller immer besser ist, loszulassen. Doch was haben wir davon?

Vermutlich nichts weniger als ein erfüllteres, gesünderes und glücklicheres Leben. Wenn wir uns voll und ganz auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, erleben wir im besten Fall die Freude und den Genuss, voll und ganz im gegenwärtigen Moment zu sein.

 “Wir glauben, dass wir unserem Leben mehr Sinn verleihen könnten, indem wir alles schneller erledigen. Wir glauben, das Leben sei kurz und wir müssten deshalb schnell sein, um alles unterzubringen. Aber das Leben ist lang. Das Problem ist, dass wir nicht weise mit unserer Zeit umgehen.“

Carlo Petrini, Gründer der Slow Food Bewegung

2. Ein neues Verständnis von Zeit entdecken

„Langsames Reisen entdeckt die Zeit neu und transformiert sie von einer Mangelware in ein Überfluss-Gut.“ Dan Kieran, Autor von Slow Travel

Langsames Reisen fördert eine alternative Zeitwahrnehmung: Statt sich durch eine gefühlte Limitierung stressen zu lassen, kann man Überfluss empfinden.

Wir gehen davon aus, dass unser Leben durch ein knappes Gut limitiert ist: Zeit. Deshalb hat der Glaube, dass schneller immer besser ist, fast alle Lebensbereiche durchdrungen. Wenn wir alles schneller erledigen, können wir mehr Erlebnisse in unsere begrenzte Lebenszeit stopfen.

Zeit als linearer Fluss ist jedoch nur eine Vorstellung von Zeit. Es ist zweifelsohne die dominante Vorstellung in den westlichen Kulturen, die kaum jemand anzweifelt und die fast alle als Realität akzeptieren. Jedoch gibt es Alternativen. Manche Kulturen haben ein viel zyklischeres Verständnis von Zeit. Sie begreifen sie als eine in großen Kreisen verlaufende Kraft, die sich ständig selbst erneuert.

Durch das langsame Reisen nähren wir uns einem alternativen Zeitverständnis an. Denn bei dieser Art des Reisens geht es nicht darum, so viele Erlebnisse wie möglich in einen begrenzten Zeitraum zu stopfen, sondern einfach die vorhandene Zeit zu genießen.

3. Der Weg ist wichtiger als das Ziel

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Beim Reisen ist es wie im Leben: Es geht nicht so sehr um das eigentliche Ziel als vielmehr den Weg dorthin.

Schnelles Reisen untergräbt das Vergnügen der Reise durch die Erwartung der Ankunft. Die Reise wird oft als ein nerviges Hindernis betrachtet, das zwischen unserem jetzigen Standpunkt und dem Reiseziel steht.

Reisen ist aber mehr, als sich von A nach B zu bewegen. Eine gewisse Vorfreude auf das Reiseziel ist sicher nicht falsch, aber wir sollten auch den Wert der eigentlichen Reise erkennen. Wenn wir ein langsames Fortbewegungsmittel wählen – etwa den Zug, einen Bus, das Fahrrad oder einfach nur die eigenen zwei Beine – nähren wir uns langsam dem eigentlichen Reiseziel an. Dadurch bekommen wir ein Gefühl für die geographischen, kulturellen, geschichtlichen und linguistischen Übergänge entlang des Weges. Auch begegnen uns Menschen und Geschichten, die tief mit den jeweiligen Orten verbunden sind.

4. Fokus finden

“Im Westen besteht Faulheit darin, das Leben mit Aktivitäten so voll zu stopfen, dass keine Zeit mehr bleibt, um sich über die wirklich wichtigen Dinge Gedanken zu machen.“

Sogyal Rinpoche

Langsames Reisen zwingt uns dazu, innezuhalten, nachzudenken und uns mit Themen auseinanderzusetzen, die uns wirklich berühren. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, sollte die Reise ein Ort sein, an dem wir entspannen, innehalten, zur Ruhe kommen und bestenfalls zu uns selbst finden. Im Alltag sind wir viel zu beschäftigt, um uns mit den wirklich wichtigen Fragen auseinander zu setzen.

Eine Reise ermöglicht es, unser Leben mit der nötigen Distanz zu betrachten. Wir finden vielleicht heraus, an welcher Stelle wir den falschen Weg eingeschlagen haben und wie wir das korrigieren können. Wir können darüber nachdenken, was uns wirklich wichtig ist. So finden wir den eigentlichen Fokus in unserem Leben wieder. Je weniger wir unsere Reise mit Aktivitäten vollstopfen, je mehr Raum bleibt für die Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens.

5. Die Magie des Unerwarteten

Zu Beginn des Films „Im Juli“ von Fatih Akin begibt sich die Hauptfigur Juli auf eine Reise. Wie jedes Jahr reist sie per Anhalter und ohne Plan. Das bedeutet sie fährt einfach dorthin, wo die Autos, die für sie anhalten, hinfahren. Zweifelsohne ist das die magischste Art des Reisens.

Langsam reisend öffnen wir uns für das Unerwartete entlang des Weges. Wenigstens einmal im Leben sollten wir so reisen wie Juli – ohne vorherigen Plan, uns einfach treiben und vom Leben überraschen lassen.

Man muss nicht gleich per Anhalter reisen, auch wenn das zweifelsohne eine einzigartige Erfahrung ist. Man kann auch mit dem Zug reisen und beispielsweise am Bahnhof einfach in den nächsten Zug steigen, egal wohin der fährt. Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, kann unterwegs seiner Eingebung folgen oder sich von anderen Menschen inspirieren lassen, denen man unterwegs begegnet.

Beim langsamen Reisen sind wir offener für Umwege. Wir können spontan das Reiseziel ändern und uns vom Leben den Weg weisen lassen. Die Ergebnisse sind meist spannender als einfach nur unserem eigenen Willen und vorgefertigten Meinungen zu folgen. Außerdem trainiert es die Fähigkeit, der inneren Stimme zu folgen und dann zu schauen, was dabei rauskommt.

6. Reiseziele intensiv erleben

Wer mehr Zeit an einem Ort verbringt, lernt diesen logischerweise viel besser kennen als Menschen, die nur auf der Durchreise sind. Deshalb sehen langsam Reisende viel mehr als Touristen, die quantitativ vielleicht mehr Destinationen auf ihrer Bucket List abhaken.

Slow Traveller, die Wochen und manchmal Monate an einem Ort verweilen, können dagegen tief in das lokale Leben eintauchen. Sie erleben das Alltagsleben aus der Perspektive eines Einheimischen, bauen tiefere Beziehungen zu den Locals auf und besuchen Orte, die Touristen auf der Durchreise kaum entdecken können.

Langsam Reisende glauben nicht daran, dass es so etwas wie eine Must-See-Destination gibt. Jeder Ort ist interessant, wenn man bereit ist, ihn wirklich zu erleben und seine Geheimnisse aufzuspüren. Natürlich sind ohnehin die Orte spannender, die touristisch noch nicht groß erschlossen sind, auch wenn man dadurch einiges an Komfort einbüßen muss.

Vielleicht erscheint es manchen als Luxus, so viel Zeit an einem einzigen Ort verbringen zu können. In Wirklichkeit können wir aber alle langsamer reisen, selbst wenn wir nur eine Woche Zeit haben. Diese eine Woche kann man beispielsweise in einem kleinen verträumten Dorf in der Toskana oder auch einer spannenden Metropole wie Mailand verbringen, statt alle großen Sehenswürdigkeiten Italiens abzuklappern. Auf diese Weise lernt man garantiert mehr über Italien, seine Menschen, die Kultur und Sprache.

7. Mit Einheimischen in Kontakt treten

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Erst das langsame Reisen ermöglicht es, mit dem wichtigsten Teil eines Ortes wirklich in Kontakt zu treten – den Einheimischen. Zweifelsohne ist das der beste Weg, mehr über einen Ort zu erfahren, ihn zu verstehen und zu erleben. Außerdem können wir uns weiterentwickeln, indem wir eine neue Sprache lernen und unsere Komfortzone häufiger verlassen.

Außerdem können wir beim langsamen Reisen den Orten und Gemeinschaften etwas zurückgeben, indem wir uns beispielsweise in sozialen Projekte einbringen und die Menschen an unserem Reiseerlebnis teilhaben lassen.

8. Eingefahrene Denkmuster auflösen

Langsam Reisen ist vor allem eine Geisteshaltung. Um langsam zu reisen, müssen wir  die Heimat nicht verlassen.

Im Grunde bedeutet es, allen Orten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Besonders lohnend ist es, Dinge bzw. Orte, die wir zu kennen glauben, neu zu entdecken. Dadurch erobern wir unsere Wertschätzung für die kleinen Dinge und interessanten Details zurück. Nur so kann es gelingen, hinter die Fassade zu schauen und das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen zu sehen.

Wir sollten JETZT mit dem langsamen Reisen beginnen, nämlich vor der eigenen Haustür. Dabei entdecken wir vermeintlich Bekanntes neu oder lernen Orte in unserer Umgebung kennen, die wir bis jetzt übersehen hatten.

9. Persönlich Wachsen

Eine langsame, individuelle Reise lockt uns viel mehr aus der eigenen Komfortzone als ein von langer Hand geplanter, durchorganisierter Trip. Wenn wir mit den Einheimischen in Kontakt treten und an ihrem Leben teilhaben möchten, müssen wir uns vielmehr aus der eigenen Komfortzone wagen.

Wahrhaft in eine andere Kultur einzutauchen, bedeutet oft, die eigenen Grenzen auszuweiten. Es ist ein ungleich schwierigere Aufgabe, als die wichtigsten Sehenswürdigkeiten eines Ortes zu besuchen. Es stellt lange etablierte Glaubensmuster infrage und erfordert manchmal, diese zu ändern oder vollkommen über Bord zu werfen.

Außerdem lehrt uns das langsame, unabhängige und individuelle Reisen, völlig fremden Menschen, dem Leben und unserer eigenen Intuition zu vertrauen.

10. Geld sparen

Das ist ein ganz praktischer Vorteil des langsamen Reisens: Du gibst viel weniger Geld aus. In vielen Gegenden dieser Welt sind Bus- oder Zugreisen immer noch günstiger als Fliegen. Davon abgesehen sind die Transportausgaben bei langsamen Reisen ohnehin viel niedriger, da man viel weniger umherreist und stattdessen länger an einzelnen Orten verweilt.

Wer lange an einem Ort bleibt und wie ein Einheimischer lebt, kennt die guten und günstigen Orte zum Essen, Einkaufen oder Kaffeetrinken. Aus Zeitmangel muss man sich nicht mit einschlägigen Touri-Absteigen abgeben, die wenig Qualität für viel zu hohe Preise bieten.

Auch die Unterbringung bei Einheimischen – sei es ein kleines Gästehaus, ein WG-Zimmer oder eine Couch – ist günstiger, als im Hotel zu übernachten. Wer sich ein Zimmer für einen Monat mietet, zahlt oft genauso viel wie für eine Woche im Hotel.

11. Langsam reisen heißt nachhaltig reisen

Zu guter Letzt noch ein Grund fürs gute Gewissen: Langsames Reisen ist natürlich auch viel nachhaltiger.

Die moderne, schnelle Tourismusindustrie ist für einen großen Teil des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Dazu zählen nicht nicht nur die unzähligen Flugreisen, sondern auch riesige Hotelkomplexe und überdimensionierte Kreuzfahrtschiffe.

Statt die zunehmenden Umweltkatastrophen, die unser modernes Leben produziert, zu ignorieren, können wir bei uns selbst anfangen und es besser machen.

“Jeder möchte die Welt verändern, aber niemand sich selbst!”

Leo Tolstoi

Langsames Reisen reduziert unseren ökologischen Fußabdruck enorm. Allein, wenn wir so oft wie möglich auf Flugzeuge verzichten, können wir unseren CO2-Verbrauch erheblich reduzieren. Dasselbe gilt auch für die Orte, die wir besuchen: Indem wir uns engagieren und den Gemeinschaften im besten Fall etwas zurückgeben, reduzieren wir die negativen Auswirkungen unseres Besuchs und leisten einen Beitrag zur Prosperität unsere Reiselandes.

Guter englischsprachiger Artikel zum Thema: The Art of Slow Travel. 

Fallen dir noch mehr gute Gründe ein, warum Slow Travel die schönste Art des Reisens ist? Dann hinterlasse einen Kommentar!

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