Nachhaltig reisen und Spaß haben: So geht’s

Zugegeben: Es macht nicht immer Spaß, sich mit dem Thema nachhaltig reisen auseinanderzusetzen. Denn wirklich nachhaltig können Reisen kaum sein, sie wirken sich immer negativ auf unseren ökologischen Fußabdruck aus. Trotzdem können oder wollen die wenigsten darauf verzichten. Auch mir fällt es schwer, auf Flugreisen komplett zu verzichten. Trotzdem lohnt es sich, sie bewusster anzutreten und die Anzahl zu verringern. Letztendlich kommt uns das selbst zugute, denn oft führt eine minimalistische und langsamere Art des Reisens zu besseren Reiseerlebnissen. Auch wenn nachhaltig Reisen ohne Umweltbelastung nicht möglich ist, kann man doch einiges tun, um nachhaltiger zu reisen. Die meisten Dinge sind noch nicht mal schwer umzusetzen.

Nachhaltig reisen #1: Wenige, dafür lange Fernreisen

Niemand muss auf Fernreisen verzichten, aber du solltest diese möglichst bewusst machen und intensiv auskosten. Im Idealfall unternimmst du solche Reisen seltener, aber dafür umso länger. Reisen von unter vier Wochen auf einen anderen Kontinent lohnen sich meiner Meinung nach kaum. Wer die Möglichkeit hat, sollte am besten noch viel länger bleiben.

Seit Jahren wünschte ich mir beispielsweise nach Südamerika zu reisen, aber ich wollte mich erst aufmachen, wenn ich mindestens sechs Monate Zeit für den Kontinent hätte. Aufgrund meiner hohen Ansprüche zogen einige Jahre ins Land, bevor ich meinen Traum wahr machen konnte. Dafür reiste ich 2013 dann auf dem Landweg nach Südamerika und verbrachte 16 Monate auf dem Kontinent. Das Warten hatte sich gelohnt. Ich nährte mich meinem langersehnten Wunschziel langsam, was die Vorfreude weiter steigerte. Als ich nach zehn Tagen auf dem Schiff in Brasilien an Land ging, war das ein großartiges Gefühl. Gern würde ich mich mehreren Kontinenten auf diese Art nähern und zum Beispiel mit der Transsibirischen Eisenbahn von Europa nach Asien reisen.

Wer möglichst nachhaltig reisen möchte, muss auf Fernreisen nicht komplett verzichten. Aber wenn man sie macht, dann so lange und intensiv wie möglich. Natürlich hat nicht jeder 16 Monate Zeit dafür. Aber auch viele Arbeitnehmer können sich eine längere Auszeit oder ein Sabbatjahr nehmen. Dann lohnt es sich, bis dahin auf die ganz besonderen Reiseziele zu warten und zwischenzeitlich die nicht weniger beeindruckenden Destinationen in der näheren Umgebung zu erkunden.

Nachhaltig reisen #2: Ziele in der Umgebung für kurze Auszeiten

Wer nachhaltig reisen möchte, sollte die Dauer der Reise der Entfernung anpassen. Wer einen Wochenendtrip plant, muss nicht nach London oder Barcelona fliegen. Auch in Deutschland und benachbarten Ländern gibt es spannende Städte, die sich leicht mit dem Zug erreichen lassen. Sich in so kurzer Zeit auf andere Kulturen, Sprachen und Gepflogenheiten einzustellen, ist ohnehin stressig. Unser Gehirn braucht eine Weile, um sich an alles Neue zu gewöhnen. Auf so einem Kurztrip ist das Gehirn vielleicht endlich hinterher gekommen –  und schon geht es wieder zurück. Das bedeutet purer Stress auf allen Ebenen, also letztendlich das, was wir uns am wenigsten von einer Auszeit vom Alltag wünschen.

Ein Urlaub in der näheren Umgebung ist für Kurzaufenthalte sehr viel entspannter. Wer verantwortungsbewusst und nachhaltig reisen möchte, sollte kleine Auszeiten und verlängerte Wochenendtrips im eigenen Land verbringen, ein- bis zweiwöchige Reisen in Europa und alles, was darüber hinausgeht, kann auch mal etwas weiter sein (vielleicht nicht unbedingt mehrmals pro Jahr). So lernt man auch das eigene Land besser kennen und ist wahrscheinlich überrascht, was für schöne Gegenden es hierzulande gibt. Auf jeden Fall kehrt man entspannter und erholter aus Kurzurlauben zurück, wenn man dem Gehirn nicht allzu viel Futter in sehr kurzer Zeit gibt. Günstiger ist das außerdem. Nachhaltig reisen lohnt sich also in vielen Hinsichten.

Nachhaltig reisen #3: Flugreisen kompensieren 

Wer wie ich nicht komplett auf Flugreisen verzichten möchte oder kann, der kann Flüge über Klimaschutz-Organisationen wie Atmosfair kompensieren. Auch wenn ich anfangs skeptisch war, finde ich das mittlerweile eine großartige Erfindung. Auf der Webseite von Atmosfair kannst du beispielsweise genau ausrechnen, wie viel CO2 du durch einen bestimmten Flug verursachst. Gleichzeitig wird angezeigt, wie viel Geld du an Klimaschutzprojekte spenden müsstest, damit das durch deine Flugentscheidung verursachte CO2 an anderer Stelle eingespart werden kann. Damit reist du nicht nur klimaneutral, du unterstützt auch die nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung in ärmeren Teilen der Welt, zum Beispiel durch Technologietransfer. Ich denke trotzdem, dass kein Flug immer die beste Wahl ist. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, ist das Kompensieren in Form einer Spende an Klimaschutz-Projekte in sogenannten Entwicklungsländern sicherlich die zweitbeste.

Außerdem sensibilisiert die Berechnung des individuellen CO2-Verbrauchs für eine einzige Flugreise unheimlich dafür, wie viel CO2 durch Flüge tatsächlich in die Luft geschleudert wird. Beispielsweise steht bei mir gerade ein Flug von Bogotá nach Madrid an. Auf diesem Flug werde ich als einzelner Passagier ca. 2.519 kg CO2 verursachen. Das ist bereits über 200 Kilogramm mehr als ich pro Jahr verbrauchen dürfte, um ein klimaverträgliches Leben zu führen. Ein Jahr Autofahren verursacht dagegen gerade mal 2.000 kg CO2, weniger als ein einzelner Flug pro Person also. Ich muss zugeben, dass mir bislang nicht klar war, wie viel CO2 ein einzelner Flug verursacht. Seitdem mir das über Projekte wie Atmosfair bewusst gemacht wurde, denke ich viel mehr darüber nach, bevor ich einen Flug buche.

Wer nachhaltig reisen will, sollte unbedingt nicht vermeidbare Flüge kompensieren

Screenshot von atmosfair.de

Nachhaltig reisen #4: Wander- und Radreisen ausprobieren

Tagelang durch atemberaubende Landschaften laufen, auf dem Rad das vorbeiziehende Panorama genießen oder im Kanu sitzend die Welt aus einer anderen Perspektive erleben. Was könnte erholsamer sein, als eine ausgiebige Auszeit in der Natur? Wer langsam reist, bekommt mehr vom Weg mit und erfährt außerdem das unvergleichliche Gefühl, nur durch die eigene Körperkraft voranzukommen. Letztendlich sind es entschleunigte Reisen, die uns komplett abschalten lassen und eine wahre Abwechslung bieten. Dafür muss man nicht ans andere Ende der Welt reisen, denn das Gute liegt meist schon vor der eigenen Haustür oder ein paar Zugstunden entfernt. Vielleicht erfahren wir dabei mehr über uns selbst, als wenn wir bis ans andere Ende der Welt reisen. Vielleicht kehren wir viel erholter zurück, als nach einem zweiwöchigen Strandurlaub auf den Malediven. Zumindest ausprobieren sollte man es mal. Einfach den Mut haben, auf eine geplante Fernreise zu verzichten und stattdessen eine völlig neue Form des Reisens ausprobieren.

Nachhaltig reisen #5: Auch vor Ort nachhaltig reisen 

Auch vor Ort kannst du einen Unterschied machen, indem du nachhaltig reist. Am besten nutzt du öffentliche Verkehrsmittel, ein Fahrrad oder einfach die eigenen Beine, um den Urlaubsort und die Umgebung zu erkunden. Das ist günstiger, als beispielsweise einen Wagen zu mieten, und du lernst auf diese Weise viel mehr Einheimische kennen. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, nimmt am realen Leben vor Ort teil, erlebt den Alltag der Menschen und kommt eher ins Gespräch, als wenn du dich im eigenen Auto von der Umwelt abschottest. Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, kann sich auch mal verlaufen und dabei völlig Unerwartetes entdecken. Auf diese Weise öffnet man sich für die Umgebung und den Zufall, außerdem kannst du nachhaltig reisen und dabei Geld sparen.

Nachhaltig reisen #6: Geld bei Einheimischen ausgeben

Nachhaltig reisen betrifft natürlich nicht nur den Umwelt- und Klimaschutz. Es geht vor allem auch darum, dass Einheimische etwas vom Tourismus haben – gerade wenn du in weniger entwickelten Regionen der Welt unterwegs bist. Daher solltest du so viel Geld wie möglich direkt bei Einheimischen ausgeben. All-inclusive-Urlaube sind in dem Sinne am wenigsten nachhaltig, denn daran verdient die lokale Bevölkerung kaum etwas. Trotzdem müssen sie den Tourismus mit all den negativen Konsequenzen ertragen. Das kann nur dazu führen, dass Distanz und Argwohn zwischen Einheimischen und Touristen wachsen. Bei Reisen und Aufenthalten in anderen Gegenden solltest du daher möglichst viel Geld direkt bei den Menschen vor Ort ausgeben. Das ist nicht nur wirtschaftlich fair und sozial verträglich, es verbessert auch das eigene Reiseerlebnis enorm, schließlich macht erst der direkte Kontakt zu Einheimischen eine Reise authentisch. Besonders lohnenswert ist es, bei Locals zu übernachten. Die wohl besten Reiseerlebnisse hast du über kostenlose Gastfreundschaftsnetzwerke wie BeWelcome, Couchsurfing und Co, auch wenn – oder gerade weil – hierbei gar kein Geld fließt. Mit etwas Glück kannst du auch über AirBnb oder andere Privatunterkünfte, die du direkt vor Ort findest, an nette Menschen geraten und mehr über das Land, die Kultur sowie die besten Insider-Tipps erfahren. Was Souvenirs betrifft, solltest du lokales Kunsthandwerk von Kooperativen kaufen, statt Billigware aus China. Das ist ohnehin viel schöner und origineller, sodass sich auch die Lieben daheim mehr freuen.

Nachhaltig reisen #7: Wasser und Energie sparen

Außerdem solltest du dich natürlich auch im Urlaub wie Zuhause verhalten und nicht stundenlang duschen oder die Klimaanlage nonstop laufen lassen. Wasser ist gerade in warmen Regionen eine knappe Ressource, die du als Gast nicht gedankenlos verschwenden solltest. Auch Handtücher und Bettwäsche müssen nicht täglich gewechselt werden, denn bei der Reinigung wird viel Wasser und Energie verbraucht. Klimaanlagen zählen zu den größten Stromfressern überhaupt, weshalb du sie wirklich nur nutzen solltest, wenn absolut nötig und dann so sparsam wie möglich.

Das gleiche Verantwortungsgefühl kann man auch in andere Bereiche übertragen und zum Beispiel keine Touren unternehmen, die der natürlichen Umgebung oder Wildtieren schaden. Auch vor Ort solltest du lieber umweltbewussten Reiseveranstaltern dein Geld geben, auch wenn diese vielleicht ein paar Euro mehr kosten. Dafür sind die Touren meist individueller, liebevoller und weniger überlaufen. Außerdem kannst du etwas für die lokale Umwelt tun, indem du umweltverträgliche Sonnencreme, Shampoo, Insektenschutzmittel, Zahnpasta etc. verwendest und dadurch Wasser und Erde weniger mit Chemikalien belastet. Zuhause solltest du das natürlich genauso machen.

Nachhaltig reisen #8: Reiseziel bewusst aussuchen 

Der Tourismus ist die weltweit größte Industrie mit jährlichen Umsätzen in Billionenhöhe. Das bedeutet: Wir Reisende haben enorme Macht. Wo wir hinreisen und unser Geld ausgeben hat ökonomische und politische Auswirkungen. Daher lohnt es sich, ein Reiseziel zu wählen, das ökologische und sozial verträgliche Standards einhält. Indem wir als Tourist dort hinreisen, unterstützen wir die Linie des Landes und geben damit auch ein politisches Statement ab.

Allein die bewusste Wahl des Reiseziels kann unsere Reise somit nachhaltiger und sozial verantwortlicher machen, indem wir Reiseziele aussuchen, die besonders hohe Standards beim Umwelt- und Naturschutz sowie im sozialen Bereich einhalten. Schon im eigenen Interesse sollte man lieber solche Destinationen ansteuern, denn die andere Seite der Medaille ist unkontrollierter Bauboom, zugemüllte Strände und verunreinigtes Wasser. Da möchte wohl niemand gern Urlaub machen. Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, Länder oder Regionen zu besuchen, die Wert auf Naturschutz legen und die Menschen fair entlohnen.

Jedes Jahr kürt die Organisation Ethical Traveler die zehn ethischsten Reiseländer. Dazu guckt sich das Team die politischen Linien und Praktiken in Bezug auf den Tourismus in sogenannten Entwicklungsländern an. Sie überprüfen Kriterien wie Menschenrechte, Umwelt- und Naturschutz, das Sozialwesen sowie die Förderung von nachhaltigem und gemeinschaftsorientiertem Tourismus. 2015 schafften es folgende Länder in die Top 10:

  • Cabo Verde
  • Chile
  • Dominica
  • Lithuania
  • Mauritius
  • Palau
  • Samoa
  • Tonga
  • Uruguay
  • Vanuatu

An spannenden Reisezielen mangelt es verantwortungsbewusst Reisenden also definitiv nicht.

Fazit

Auch wenn nachhaltig Reisen erstmal weniger aufregend klingt: Es ist im Grunde die Art des Reisens, die auch uns selbst am besten tut. Wer sich auf Reisen möglichst umweltbewusst, wirtschaftlich fair und sozial verträglich verhält, reist am authentischsten, tritt in Kontakt mit Einheimischen und hat daher die besten Reiseerlebnisse. Es geht nicht darum, komplett auf Fernreisen zu verzichten, sondern sie bewusster anzutreten und auch mal was anderes auszuprobieren. Wer unbedingt so weit weg wie möglich möchte, kann sich zumindest vor Ort nachhaltig und verantwortungsbewusst verhalten. Das bedeutet zum Beispiel, so viel Geld wie möglich direkt bei Einheimischen auszugeben, bei ihnen zu übernachten und die Umgebung mit Öffentlichen, dem Rad oder zu Fuß zu erkunden. Gerade beim Reisen gilt: Nur weil man nicht alles richtig machen kann, muss man nicht gleich alles falsch machen.

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